Die RecyclingBörse und die Corona-Pandemie: Wie es uns geht und warum unsere Arbeit wichtig ist und bleibt. Interview mit Joachim Strasas und Claudio Vendramin, geschäftsführender Vorstand des Arbeitskreis Recycling e.V, Trägerverein der RecyclingBörse!
Sie sind Vereinsvorstand des Arbeitskreises Recycling e. V., der gemeinnützigen RecyclingBörsen im Kreis Herford und Bielefeld. „Der Paritätische“ (der Dachverband der sozialen und gemeinnützigen Vereine in Deutschland) hat angesichts der Corona-Pandemie alarmiert und fordert „sofortige und umfassende Finanzhilfen für gemeinnützige Einrichtungen“. Wie die meisten anderen Einrichtungen hat die RecyclingBörse momentan geschlossen, alle Arbeiten sind vorübergehend eingestellt. Wie geht es Ihnen damit?
Joachim Strasas: Schlecht. Persönlich und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Stimmung war sehr gedrückt bei allen “mit einem Kloß im Hals" in allen acht Filialen der RecyclingBörse, die vorbeugende Schließung und Kurzarbeit Null erklärt musste. Wir haben jedes Jahr 280.000 Secondhand-Kundinnen und -Kunden, 6.700 Abholungen aus Haushalten für Secondhand-Weiterverwendung, 55.000 Abgaben bei den Börsen, wir haben im Auftrag des Kreises Herford rund 160 Elektro-Sammeltermine, wir sind in Bielefeld Partner des Umweltbetriebs. Mit all unseren Aktivitäten vermeiden wir jedes Jahr ca. 1.500 Tonnen Müll. 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei uns bls eschäftigt. Wir haben keine Rücklagen.
Claudio Vendramin: Der Paritätische bringt die aktuelle Situation genau auf den Punkt. Gemeinnützige Träger können - weil sie nicht dürfen - kaum Risikorücklagen bilden. Alles, was hereinkommt, muss auch wieder für den guten Zweck ausgegeben werden. Auf kürzere, geschweige denn auf längere Ausfallzeiten können sich kleine gemeinnützige Einrichtungen wie wir deshalb nicht gut vorbereiten.
Joachim Strasas: Wir haben deshalb, als wir alle Aufgaben und Angebote einstellen mussten, Kurzarbeit bis hin zu „Kurzarbeit Null“ angemeldet. Ohne die Erlöse aus Wiederverwendung und Vorbereitung zur Wiederverwendung - wie es im Gesetz heißt - , also dem Secondhandangebot- und Verkauf, geht es eben nicht.
Frage: Betrifft das nicht gerade alle Betriebe?
Claudio Vendramin: Ja, sicher. Erlöse brauchen alle. Und wir unterstützen selbstverständlich alle Maßnahmen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schützen und Unternehmen vom Buchladen bis zum unternehmergeführten Geschäft helfen.
Frage: Die RecyclingBörse ist ein Arbeitslosenprojekt und wird damit vom Arbeitsamt und aus Steuermitteln finanziert. Reicht das nicht?
Joachim Strasas: Nein, denn das werden wir ja nicht. Der Arbeitskreis Recycling e. V., der Trägerverein der gemeinnützigen RecyclingBörsen im Kreis Herford und Bielefeld, ist keine kommunale quasi "staatliche" Einrichtung der Städte im Kreis Herford oder der Stadt Bielefeld. Wir gehören auch nicht zum Arbeitsamt, wir sind ein eigenständiger gemeinnütziger Verein.
Claudio Vendramin: Zwar sind ca. die Hälfte aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgrund ihrer Langzeitarbeitslosigkeitmit mit einer Teilfinanzierung ihres Einkommens vom Arbeitsamt gewissermaßen kofinanziert. Insofern sind wir Träger Sozialer Leistungen. Die andere Hälfte – ebenfalls ehemals Langzeitarbeitslose - sowie alle Infrastrukturkosten von Gebäuden über Berufsgenossenschaft bis Fahrzeuge und Arbeitskleidung usw. muss der Verein, also die RecyclingBörse, aber selbst tragen. Als Partner der Arbeitsmarktförderung und Einrichtung zur Beschäftigung für Langzeitarbeitslose müssen wir rund 250.000 Euro pro Monat selbst stemmen.
Frage: Und wie hat das bislang funktioniert, bis „Corona“?
Joachim Strasas: Durch Wiederverwendung und Ressourcenschonung, also den Verkauf von Secondhand: Kleidung, Möbel, Bücher, Hausrat, Elektrogeräte usw.. Neudeutsch Re-Use. Die RecyclingBörsen wurden nicht gegründet, um Sperrmüll anzunehmen, sondern dienen der Wiederverwendung durch Re-Use zur Schonung von Ressourcen.
Claudio Vendramin: Alles, was seit 1984 - seit gut 35 Jahren - im Kreis Herford und in Bielefeld von uns umgesetzt wird ist inzwischen Teil des Kreislaufwirtschaftsgesetzes. Das Gesetz sagt glasklar, dass Ressourcenschutz durch Abfallvermeidung, Wiederverwendung und Vorbereitung zur Wiederverwendung eine staatliche, eine kommunale, eine lokale Pflichtaufgabe ist. Sozusagen die Vorgsetzte vor der Restmülltonne, vor Sperrmüllabfuhr und Verbrennungsanlage.
Joachim Strasas: Nur leider ist es noch nicht auf der lokalen Ebene angekommen, dass wir zwar im Sinn der Arbeitsmarktförderung gewissermaßen eine karitative Einrichtung sind. Dass eine Arbeit wie unsere aber auch eine Pflichtaufgabe ist. Die wir im Moment aufgrund des Corona-Virus leider einstellen müssen. Wie vorübergehend auch der städtische Wertstoffhof in Herford sowie die städtischen Höfe in Bielefeld und viele andere kommunale Umwelt- und Wertstoffhöfe. Und die nun langsam wieder mit eingeschränktem Angebot an den Start gehen.
Claudio Vendramin: Wir bitten alle darum, aus diesem Grund noch gut erhaltene Sachen jetzt nicht einfach in die Mülltonne zu werfen. Weder Elektrogeräte noch anderen Hausrat von Geschirr bis Buch und Spielzeug und all das andere noch Gute mehr. Ressourcenschonung und Abfallvermeidung bleiben auch in Krisenzeiten wichtig. Demnächst werden die RecyclingBörsen wieder geöffnet sein und die Annahme, Sammlungen und das Secondhand, das Re-Use Angebot werden wieder durchgeführt.
Frage: Sind Plattformen wie Ebay Kleinanzeigen für Kundinnen und Kunden nun die bessere Alternative?
Joachim Strasas: Grundsätzlich: Nein. Dies ganz unabhängig von Corona. Wer gut erhaltene Sachen regional abgibt oder abholen lässt und auf die paar Euro mehr in der eigenen Tasche verzichtet, unterstützt wichtige Einrichtungen der Stadtgesellschaft. Sachspenden für einen Wiederverwendungsbetrieb, der damit Menschen ohne berufliche Perspektive eine zweite Chance und ein gesichertes Einkommen gibt und zudem etwas Gutes für die Umwelt tut, lohnen sich immer. Für gute Jobs und Beschäftigung von Leuten, die mangels anderer Chancen entsprechend ihrer Qualifikation solche Jobs und das Einkommen daraus brauchen, das lohnt sich immer.
Frage: Wann wird es in den RecyclingBörsen wieder losgehen?
Claudio Vendramin: Wir hoffen nach den Osterferien. Zumindest mit der mobilen Sammlung, der Abholung und der Annahme in den RecyclingBörsen. Mit der Prüfung, Sortierung, Testung, Reparatur. Die Öffnung der Kaufhäuser dann hoffentlich spätestens zur kommenden Monatswende.
Joachim Strasas: Das gilt auch im Sinn für unsere beiden Projekte, „MOLA“ und „CREMA“. Zwei Integrationsmaßnahmen für Jüngere und Ältere in der Vorphase einer möglichen Qualifizierung für den Arbeitsmarkt.
Sie sind Vereinsvorstand des Arbeitskreises Recycling e. V., der gemeinnützigen RecyclingBörsen im Kreis Herford und Bielefeld. „Der Paritätische“ (der Dachverband der sozialen und gemeinnützigen Vereine in Deutschland) hat angesichts der Corona-Pandemie alarmiert und fordert „sofortige und umfassende Finanzhilfen für gemeinnützige Einrichtungen“. Wie die meisten anderen Einrichtungen hat die RecyclingBörse momentan geschlossen, alle Arbeiten sind vorübergehend eingestellt. Wie geht es Ihnen damit?
Joachim Strasas: Schlecht. Persönlich und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Stimmung war sehr gedrückt bei allen “mit einem Kloß im Hals" in allen acht Filialen der RecyclingBörse, die vorbeugende Schließung und Kurzarbeit Null erklärt musste. Wir haben jedes Jahr 280.000 Secondhand-Kundinnen und -Kunden, 6.700 Abholungen aus Haushalten für Secondhand-Weiterverwendung, 55.000 Abgaben bei den Börsen, wir haben im Auftrag des Kreises Herford rund 160 Elektro-Sammeltermine, wir sind in Bielefeld Partner des Umweltbetriebs. Mit all unseren Aktivitäten vermeiden wir jedes Jahr ca. 1.500 Tonnen Müll. 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei uns bls eschäftigt. Wir haben keine Rücklagen.
Claudio Vendramin: Der Paritätische bringt die aktuelle Situation genau auf den Punkt. Gemeinnützige Träger können - weil sie nicht dürfen - kaum Risikorücklagen bilden. Alles, was hereinkommt, muss auch wieder für den guten Zweck ausgegeben werden. Auf kürzere, geschweige denn auf längere Ausfallzeiten können sich kleine gemeinnützige Einrichtungen wie wir deshalb nicht gut vorbereiten.
Joachim Strasas: Wir haben deshalb, als wir alle Aufgaben und Angebote einstellen mussten, Kurzarbeit bis hin zu „Kurzarbeit Null“ angemeldet. Ohne die Erlöse aus Wiederverwendung und Vorbereitung zur Wiederverwendung - wie es im Gesetz heißt - , also dem Secondhandangebot- und Verkauf, geht es eben nicht.
Frage: Betrifft das nicht gerade alle Betriebe?
Claudio Vendramin: Ja, sicher. Erlöse brauchen alle. Und wir unterstützen selbstverständlich alle Maßnahmen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schützen und Unternehmen vom Buchladen bis zum unternehmergeführten Geschäft helfen.
Frage: Die RecyclingBörse ist ein Arbeitslosenprojekt und wird damit vom Arbeitsamt und aus Steuermitteln finanziert. Reicht das nicht?
Joachim Strasas: Nein, denn das werden wir ja nicht. Der Arbeitskreis Recycling e. V., der Trägerverein der gemeinnützigen RecyclingBörsen im Kreis Herford und Bielefeld, ist keine kommunale quasi "staatliche" Einrichtung der Städte im Kreis Herford oder der Stadt Bielefeld. Wir gehören auch nicht zum Arbeitsamt, wir sind ein eigenständiger gemeinnütziger Verein.
Claudio Vendramin: Zwar sind ca. die Hälfte aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgrund ihrer Langzeitarbeitslosigkeitmit mit einer Teilfinanzierung ihres Einkommens vom Arbeitsamt gewissermaßen kofinanziert. Insofern sind wir Träger Sozialer Leistungen. Die andere Hälfte – ebenfalls ehemals Langzeitarbeitslose - sowie alle Infrastrukturkosten von Gebäuden über Berufsgenossenschaft bis Fahrzeuge und Arbeitskleidung usw. muss der Verein, also die RecyclingBörse, aber selbst tragen. Als Partner der Arbeitsmarktförderung und Einrichtung zur Beschäftigung für Langzeitarbeitslose müssen wir rund 250.000 Euro pro Monat selbst stemmen.
Frage: Und wie hat das bislang funktioniert, bis „Corona“?
Joachim Strasas: Durch Wiederverwendung und Ressourcenschonung, also den Verkauf von Secondhand: Kleidung, Möbel, Bücher, Hausrat, Elektrogeräte usw.. Neudeutsch Re-Use. Die RecyclingBörsen wurden nicht gegründet, um Sperrmüll anzunehmen, sondern dienen der Wiederverwendung durch Re-Use zur Schonung von Ressourcen.
Claudio Vendramin: Alles, was seit 1984 - seit gut 35 Jahren - im Kreis Herford und in Bielefeld von uns umgesetzt wird ist inzwischen Teil des Kreislaufwirtschaftsgesetzes. Das Gesetz sagt glasklar, dass Ressourcenschutz durch Abfallvermeidung, Wiederverwendung und Vorbereitung zur Wiederverwendung eine staatliche, eine kommunale, eine lokale Pflichtaufgabe ist. Sozusagen die Vorgsetzte vor der Restmülltonne, vor Sperrmüllabfuhr und Verbrennungsanlage.
Joachim Strasas: Nur leider ist es noch nicht auf der lokalen Ebene angekommen, dass wir zwar im Sinn der Arbeitsmarktförderung gewissermaßen eine karitative Einrichtung sind. Dass eine Arbeit wie unsere aber auch eine Pflichtaufgabe ist. Die wir im Moment aufgrund des Corona-Virus leider einstellen müssen. Wie vorübergehend auch der städtische Wertstoffhof in Herford sowie die städtischen Höfe in Bielefeld und viele andere kommunale Umwelt- und Wertstoffhöfe. Und die nun langsam wieder mit eingeschränktem Angebot an den Start gehen.
Claudio Vendramin: Wir bitten alle darum, aus diesem Grund noch gut erhaltene Sachen jetzt nicht einfach in die Mülltonne zu werfen. Weder Elektrogeräte noch anderen Hausrat von Geschirr bis Buch und Spielzeug und all das andere noch Gute mehr. Ressourcenschonung und Abfallvermeidung bleiben auch in Krisenzeiten wichtig. Demnächst werden die RecyclingBörsen wieder geöffnet sein und die Annahme, Sammlungen und das Secondhand, das Re-Use Angebot werden wieder durchgeführt.
Frage: Sind Plattformen wie Ebay Kleinanzeigen für Kundinnen und Kunden nun die bessere Alternative?
Joachim Strasas: Grundsätzlich: Nein. Dies ganz unabhängig von Corona. Wer gut erhaltene Sachen regional abgibt oder abholen lässt und auf die paar Euro mehr in der eigenen Tasche verzichtet, unterstützt wichtige Einrichtungen der Stadtgesellschaft. Sachspenden für einen Wiederverwendungsbetrieb, der damit Menschen ohne berufliche Perspektive eine zweite Chance und ein gesichertes Einkommen gibt und zudem etwas Gutes für die Umwelt tut, lohnen sich immer. Für gute Jobs und Beschäftigung von Leuten, die mangels anderer Chancen entsprechend ihrer Qualifikation solche Jobs und das Einkommen daraus brauchen, das lohnt sich immer.
Frage: Wann wird es in den RecyclingBörsen wieder losgehen?
Claudio Vendramin: Wir hoffen nach den Osterferien. Zumindest mit der mobilen Sammlung, der Abholung und der Annahme in den RecyclingBörsen. Mit der Prüfung, Sortierung, Testung, Reparatur. Die Öffnung der Kaufhäuser dann hoffentlich spätestens zur kommenden Monatswende.
Joachim Strasas: Das gilt auch im Sinn für unsere beiden Projekte, „MOLA“ und „CREMA“. Zwei Integrationsmaßnahmen für Jüngere und Ältere in der Vorphase einer möglichen Qualifizierung für den Arbeitsmarkt.